Geschichte und Entstehung

Wolfgang Simböck

Der Demokratische Chor Braunau wurde von Wolfgang Simböck, dem da­maligen Leiter der Landesmusikschule Braunau, im Jahr 1981 ins Leben gerufen. Ursprünglich war nur an einen einmaligen Auftritt gedacht: Im Rahmen einer Aktions- und Veranstaltungsreihe zur Rettung des Chorge­stühls der Kirche des ehemaligen Klosters Ranshofen wurde im Juli 1981 die ‚Oberwarter Messe‘ von Erich Kleinschuster aufgeführt. Die Probenarbeit dazu ging allerdings so gut voran, dass noch vorher, während der „Braunauer tage neuer Musik“ im April 1981, die Todesfuge von Paul Celan in einer Vertonung von Wilhelm Zobl zur Aufführung gebracht werden konnte. Durch die anfänglichen Erfolge, die auch zu einem beinahe überschwänglichen Medienecho führten, motiviert, setzte der Chor seine Arbeit mit dem Einstudieren weiterer Werke und Lieder fort.
Der Demokratische Chor Braunau wurde seither zu unzähligen Veran­staltungen in Österreich und im benachbarten Bayern eingeladen, wobei sich der Umfang der einzelnen Auftritte von der musikalischen Umrahmung von Vorträgen und Podiumsdiskussionen, von Kundgebungen und Demon­strationen, auch von parteipolitischen Veranstaltungen des roten und grünen Spektrums über die Gestaltung von antifaschistischen Gedenkfeiern bis zur Bestreitung ganzer Konzertabende erstreckte.
Chorleiter Wolfgang Simböck wirkte sowohl im musikalischen als auch im politischen Leben seiner Heimatstadt Braunau am Inn als prägende Persönlichkeit. Bereits als Schüler war er einer breiteren Öffentlichkeit durch seine Tätigkeit als Organist bekannt. Schon früh kristallisierte sich seine Vorliebe für das Werk Johann Sebastian Bachs sowie für die Pflege „neuer“ Musik heraus. Nach dem Studium der Musik und der Germanistik in Salzburg und einer kurzen Unterrichtstätigkeit an bayrischen Gymnasien wurde Wolfgang Simböck bereits im Alter von 24 Jahren zum Leiter der anfangs noch städtischen Braunauer Musikschule ernannt.
Kulturelles und politisches Engagement waren für Wolfgang Simböck untrennbar und nur in innerer und äußerer Übereinstimmung vor­stellbar. Simböck war Sozialist, als solcher in der SPÖ organisiert und als Gemeinderats­mandatar aktiv; im Jahr 1991 wurde er zum Kulturreferenten der Stadt Braunau bestellt. Seine Tätigkeit als Kirchenmusiker, aber nicht nur sie, brachte eine intensive Auseinander­setzung mit religiösen Traditionen und Inhalten mit sich, die er konsequent mit seiner politischen Einstellung zu verbinden wusste.
Keinem der Bereiche des öffentlichen Le­bens, in denen er engagiert war, stand Wolfgang Simböck unkritisch gegenüber; sein beständiges Eintreten für seine Überzeugungen machte ihn vielerorts zum unbequemen Mahner und erweckte mitunter massive Gegnerschaft -auch in den (manchmal vermeintlich) eigenen Reihen.
Der Demokratische Chor bei seinem ersten Liveauftritt in Mauthausen.
Der Kampf gegen alten und neuen Nazismus, gegen braune und rechte politische Tendenzen bedeutete für ihn eine der wichtigsten Aufgaben. Als Initiator, Organisator und unermüdlicher Motor vielfältiger antifaschistischer Aktivitäten war Wolfgang Simböck bekannt, geschätzt und – bekämpft. Die Verwirklichung eines seiner letzten großen Anliegen auf diesem Gebiet – eine bleibende Ehrerweisung der Stadt Braunau für den Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter – steht noch aus.
Wolfgang Simböck starb im Dezember 1993 knapp 44jährig an Leukämie und wurde unter großer Anteilnahme beerdigt. Bei der Totenmesse wurde auch seitens des Demokratischen Chors eine kurze Ansprache gehalten, die hier in ihrem Wortlaut wiedergegeben werden soll:
Im zweiten Konzert … war der Höhepunkt die Aufführung von Wilhelm Zobls ‚Todesfuge‘ nach dem Gedicht von Paul Celan, das die Gräuel in den Nazi-KZs beschreibt, durch den ‚Demokratischen Chor Braunau‘ unter der Leitung von Wolfgang Simböck.‘ – So stand es im Frühjahr 1981 in den Oberösterreichischen Nachrichten und so ähnlich stand es damals und in den folgenden Jahren in verschiedenen Zeitungen zu lesen.
Demokratischer Chor: Der Name stand für ein Programm. Die Lieder und Werke, die Wolfgang auswählte, waren strikt den politischen Grundprinzipien Frieden, Freiheit und eben Demokratie, im Sinne einer demokratischen Durchdringung aller Lebensbereiche, verpflichtet.
Demgemäß sangen wir vorwiegend Lieder aus der Arbeiterbewegung, der Antifaschistischen Bewegung, der Friedensbewegung und auch aus jener Tradition von Religiosität, die sich nicht mit Innerlichkeit begnügt, sondern die mit Aufruhr nach oben, gegen die ungerechten Herren, und mit Hinwendung zu den und Parteinahme für die Entrechteten, Unterdrückten, Zu- kurz-Gekommenen, für die Armen einhergeht.
Zwölf Jahre Demokratischer Chor waren aber nicht nur zwölf Jahre musikalischer und politischer Arbeit, sie waren auch zwölf Jahre gemein­samen Lebens, gemeinsamer Freude und Begeisterung, gemeinsamer Trauer und gemeinsamen Zorns und manchmal auch gemeinsamer Müdigkeit. Zwölf Jahre Demokratischer Chor waren zwölf Jahre mensch­licher Beziehungen verschiedener Intensität – mit all ihren durchlebten und durchlittenen Höhen und Tiefen.
Wir können heute nicht singen, schon gar nicht für Wolfgang zum Abschied; denn keiner und keine von uns kann sich heute vorstellen, wie wir – der Chor, den Wolfgang so oft als seinen Chor bezeichnet hat – wie wir „unsere“ Lieder ohne Wolfgang singen sollen.
Was uns heute bleibt, ist, unsere Lieder im Herzen und im Hirn zu bewahren; und hoffentlich gelingt es uns einmal, aus dem Optimismus unserer Lieder Trost, der jetzt so bitter nötig ist, Hoffnung und Zuversicht zu erfahren, eine Zuversicht, die beispielhaft in jenen Worten ausgedrückt ist, die ein KZ-Häftling in der Mauthausen-Kantate gegen alle Trauer und Verzweiflung spricht bzw. singt und die Sie alle von der Todesanzeige und vom Totenbild her kennen:
`Im hellen Tage woll’n wir lieben,
in jedem düst’ren Loch des Todes,
bis seine schwarzen Schatten weichen.

Originaltext aus dem Booklet der CD-Mauthausenkandate von Sebastian Plank

Es gilt Dank zu sagen all jenen, die zusammen mit Wolfgang Simböck diesen „Demokratischen Chor“ aufgebaut haben.
Jenen, die in dieser doch langen Zeit mitgewirkt haben; den Musikern, die den Chor anfangs live begleitet und dann im Studio ein Playback aufgenommen haben.
All jenen Vereinigungen und Einzelpersonen, die den Chor immer wieder motivierten weiterzumachen und bei ihren Veranstaltungen mitzuwirken.
Sebastian Plank für das Verfassen der Texte.
Unser aller Dank gilt Nana und Hermann Simböck.

Wir danken für die Weiterführung des Chores nach dem Ableben von des Chorgründers Wolfgang Simböck

Peter Diebus die Prinzipien des Chores weiterführte und nach dessen Erkrankung

für den Neustart der Chor 2011 Gisela Heitzinger,
derzeit leitet interimistisch den Chor Martin Simböck, der mit viel Gespür die Prinzipien des Chores weiterführt.